„Ich danke meinem Therapeuten“: So war Nikita Fahrenholz‘ Jahr 2023
Er zählt zu den deutschen Erfolgsgründern – und musste 2023 eine Firmen-Insolvenz abwickeln. Wie Nikita Fahrenholz damit umgeht, was ihn geärgert und welchen wertvollen Business-Tipp er bekommen hat.
Nikita Fahrenholz, 39, gehört zu den Stars der deutschen Startup-Szene. Besonders genervt hat ihn dieses Jahr die Klimaorganisation „Letzte Generation“.
Es bleibt eine der Erfolgsstorys der deutsche Startup-Szene: 2009 gründet Nikita Fahrenholz in Berlin Lieferheld, einen Essenslieferanten, aus dem das heute DAX-notierte Unternehmen Delivery Hero wird. Damit ist Fahrenholz einer der wenigen deutschen Gründer überhaupt, deren Unternehmen es an die Börse geschafft haben. In diesem Jahr muss der 39-Jährige dagegen mit Negativschlagzeilen umgehen lernen. Denn 2023 führte für sein erstes Startup in die Insolvenz.
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Nach dem Exit bei Lieferheld macht Fahrenholz mit Projekten wie der Putzkräfte-Plattform Book A Tiger – gehört seit 2019 zu Helping – sowie seinem Luxus-Garagen-Startup Fahrengold – Fahrenholz‘ Titel bei dem Unternehmen: Chief Car Nerd – wiederholt von sich reden. 2020 gründet er Actio und raised für seine Idee einer Live-Video-App für Selbstoptimierungs-Kurse rund 10 Millionen Euro Risikokapital. Trotz Millionenfinanzierung schlitterte das Unternehmen Anfang 2023 in die Zahlungsunfähigkeit. Wie der Unternehmer mit diesem Misserfolg umgeht, was er bereut und worauf er dennoch stolz ist – das verrät Fahrenholz im Jahresrückblick.
Dein Jahr 2023 in einem Wort?
Florida Eis. (Lassen wir als ein Wort durchgehen, Anm. d. Red.)
Warum?
Weil ich Florida Eis in höheren Mengen brauchte, um die eine oder andere Niederlage zu verkraften, aber durchaus auch einige gute Momente damit hatte. Ende 2023 habe ich zwar drei Kilo mehr Speck auf der Hüfte – lecker war’s trotzdem.
Und 2024 wird …?
Anders: Ich werde zum ersten Mal hauptsächlich als Investor im Hintergrund an zwei bis drei Themen arbeiten. Mit meiner neu gegründeten Grobi Asset Management werde ich Fahrengold, Sendatip.com und weitere spannende Projekte finanzieren und vorantreiben.
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Was machst du in der Zeit dazwischen? Wo und mit wem? Auch mal komplett Digital Detox?
Ich bin mit meiner Familie und meinen zwei Hunden in der Schweiz, in Graubünden. Viele lange Spaziergänge wird es geben – und wie immer Chaos mit den Hunden.
Was hast du dieses Jahr neu gelernt?
Dass Scheitern dazugehört. Es ist ok, Mensch zu sein und Fehler zu machen. Die wenigen sehr engen Freunde und die Familie sind wichtiger als jeglicher Erfolg.
Nikita Fahrenholz ist Autofan. 2020 hat er das Startup Fahrengold gegründet, das Garagen für besondere Liebhaberstücke herstellt. Sein Titel bei dem Unternehmen: Chief Car Nerd.
Alexander Babic
Was willst du nächstes Jahr neu lernen?
Ich werde meinen ersten Ultra Marathon im Dschungel laufen. Bis dahin muss ich einiges neu lernen.
Wer oder was hat dich 2023 am meisten genervt?
Die „Letzte Generation“ und Die Grünen. Klar, wir müssen in die Zukunft schauen und ein nicht-fossiles Deutschland voranbringen. Aber realitätsfernes Beharren auf Dingen, die weder sozial noch wirtschaftlich durchsetzbar sind, ist teenagerhaft und dilettantisch.
Was hast du im vergangenen Jahr in deinem beruflichen Leben getan, auf das du richtig, richtig stolz bist?
Ich habe ordentlich abgewickelt bei Actio, ohne mich zu verstecken. Das klingt banal, war mir aber wichtig.
Größte berufliche Fehlentscheidung 2023?
Nicht auf mein Bauchgefühl bei Geschäftspartnern und Personen gehört zu haben. Meistens behält die Intuition recht. Wenn man ein komisches Gefühl hat, lieber gleich sein lassen. Das tut mir für meine Zeit und Nerven leid. Ansonsten habe ich – sehr dämlich – ein Aktienpaket zu früh verkauft. Die Kurse gingen wieder hoch, ich hab‘ viel Geld verloren. Sei’s drum. Geld kommt und geht.
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Was war der beste Business-Advice, den du dieses Jahr direkt bekommen hast und von wem?
Von meinem Freund Marc Müller: Schnell und flexibel ist der einzig richtige Vorteil, den man als kleines Unternehmen und Unternehmer hat gegenüber den Großen. Daher immer schnell antworten, schnell reagieren, flexibel und dynamisch bleiben.
Nikita Fahrenholz und Daniel Stahlkopf (links) hatten 2019 zusammen die Coaching-App Actio gegründet und 10 Millionen Euro von Investoren geraised.
Actio
Geschätzt: An wie vielen Tagen des vergangenen Jahres hattest du keinen Bock aufzustehen?
Bestimmt jeden Monat drei bis vier Tage. Vielleicht fünf. Das ist normal. Da hilft nur Disziplin und guter Kaffee. Aber ich kenne auch längere depressive Phasen, Burnout-Erscheinungen. Daher habe ich einen Psychotherapeuten. Ohne den geht’s bei meinem Pace gar nicht. Der sagt mir, wie weit ich gehen kann und nimmt mich raus, wenn’s zu viel wird. Ich danke ihm für die tolle Arbeit – und mir, dass ich darüber mittlerweile offen reden kann.
Wenn du eine Extra-Stunde pro Tag hättest, wie würdest du sie verbringen?
Ganz ehrlich, ich liebe das perfekte Dinner auf Vox. Herrlich!
Wenn man mal sagt, 2023 was das Jahr der KI-Anwendungen – insbesondere Chat GPT – was hat KI in deinem Arbeitsumfeld verändert?
Berührt mich wirklich derzeit noch wenig.
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Fehlkauf des Jahres: Wofür hättest du 2023 lieber weniger oder mal gar kein Geld ausgegeben?
Den Audi RSQ3 hätte ich lassen sollen. Leider ist das der zweite Audi, mit dem ich einen Unfall hatte. Ups.
Wofür willst du 2024 Geld ausgeben?
Gutes Essen. Eine Sushi-reiche Japanreise. Und zum 40. Geburtstag kaufe ich mir einen Mercedes SL65 Black Series.
Und wofür nicht (mehr)? Wo sparst du?
Ich finde sparen langweilig und zu Deutsch.
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Ohne wen würdest du nicht ins neue Jahr starten wollen?
Das bleibt mein Geheimnis.
Wird alles gut?
Ja!